Das Ganze im Blick behalten: Was Systems Engineering für Deine Projekte bedeutet
In vielen mittelständischen Unternehmen des Maschinenbaus und der Automatisierungstechnik wird tagtäglich Beeindruckendes geleistet: neue Anlagen, Automatisierungslösungen oder Sondermaschinen werden unter Zeit- und Kostendruck geplant, gebaut und ausgeliefert. Doch oft zeigt sich im Projektverlauf – spätestens bei der Inbetriebnahme oder im Kundeneinsatz – dass nicht „die Technik an sich“ das Problem ist, sondern das Zusammenspiel der Teile oder die Einbindung in das Gesamtumfeld.
Genau hier setzt Systems Engineering an – insbesondere mit dem zweiten SE-Prinzip: der ganzheitlichen Systembetrachtung.
Was steckt hinter der ganzheitlichen Systembetrachtung?
Das zweite Prinzip des Systems Engineering lautet:
„SE enthält eine ganzheitliche Systembetrachtung, die die Systemelemente und die Wechselwirkungen zwischen ihnen, den unterstützenden Systemen und der Systemumgebung umfasst.“
SE-Prinzip 2 nach INCOSE
Auf den Punkt gebracht: Es reicht nicht, dass jede Baugruppe für sich funktioniert. Entscheidend ist, wie alles zusammenspielt – mechanisch, elektrisch, softwareseitig und im konkreten Einsatzumfeld des Kunden.
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Als technische(e) Leiter:in bedeutet das: Du musst nicht jedes technische Detail kennen – aber Du brauchst einen strukturierten Überblick über das große Ganze:
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Wie greifen die Komponenten ineinander?
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Gibt es Schnittstellen, die noch nicht abgestimmt sind?
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Wie wirken sich Änderungen an einem Teil auf andere Bereiche aus?
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Was passiert, wenn das System beim Kunden unter anderen Bedingungen betrieben wird als geplant?
Typische Herausforderungen – und wie SE hilft
Gerade im Mittelstand erleben viele Teams ähnliche Stolpersteine:
Herausforderung | Lösungsansatz durch SE |
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Mechanik, Elektrik, Software entwickeln parallel, aber nicht abgestimmt | Systemarchitektur & Schnittstellenmanagement |
Änderungen spät im Projekt reißen Zeit- und Budgetrahmen auf | Frühzeitige Systembetrachtung & Impact-Analyse |
Das System funktioniert in der Werkstatt – aber nicht beim Kunden | Einbindung der Systemumgebung & realistisches Testen |
Anforderungen des Kunden werden unterschiedlich interpretiert | Klarer Systemkontext & Stakeholderabstimmung |
Was heißt das konkret für Deine Projekte?
Du musst nicht gleich eine ganze SE-Abteilung aufbauen. Aber Du kannst mit einfachen Mitteln die Sichtweise des Systems Engineering nutzen:
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Systemgrenzen definieren
Was gehört wirklich zum System? Was wird vorausgesetzt? (z. B. IT-Infrastruktur des Kunden) -
Schnittstellen sichtbar machen
Wer ist wofür verantwortlich? Gibt es kritische Übergabepunkte zwischen Mechanik, Steuerung, Software? -
Wechselwirkungen erfassen
Welche Änderung zieht woanders einen Rattenschwanz nach sich? -
Betriebsumgebung berücksichtigen
Unter welchen Bedingungen läuft die Lösung beim Kunden? Temperatur, Netzwerk, Bedienpersonal? -
Disziplinübergreifend kommunizieren
Nutze einfache Systemmodelle oder Architekturskizzen, um Missverständnisse früh auszuräumen.
Fazit: Der Systemblick lohnt sich
Ob Du eine neue Förderanlage entwickeln, ein Elektronik-Projekt stemmen oder eine Automatisierungslösung auf den Weg bringst: Die Technik allein entscheidet nicht über den Projekterfolg – sondern wie alle Elemente im System zusammenspielen.
Mit einem systemischen Blick erkennst Du früh, wo Risiken lauern, wo Abstimmung nötig ist und wie Du teure Änderungen spät im Projekt vermeidst. Ganz nach dem Motto: Wer das Ganze im Blick behält, spart Aufwand im Detail.
Tipp für den nächsten Projekttag
Nimm Dir 30 Minuten Zeit und skizziere Dein aktuelles Projekt nicht aus Sicht der Baugruppen – sondern als System mit seinen Schnittstellen, Wechselwirkungen und seiner Umgebung. Du wirst überrascht sein, wie viel Klarheit das schafft.
Und wenn Du ganz auf Nummer sicher gehen willst, dann vereinbare ein kostenloses Erstgespräch mit mit und ich geben Dir ein Feedback zu Deiner Skizze.