Feedback von Profis

Zunächst einmal sind wir „Geistesleister“: Viele unserer Ergebnisse als Ingenieure sind Kopfleistungen. Diese dokumentieren wir in Spezifikationen und erstellen Modelle, entwerfen Planungen, definieren Baugruppen, schreiben Quellcodes oder konstruieren Komponenten.

Natürlich können wir einige unserer Ergebnisse im Vorfeld durch Skripte oder Ähnliches automatisiert gegenprüfen lassen. Aber nichts geht über das Vier-Augen-Prinzip und den professionellen Blick eines Kollegen, von dem ich mir ein Feedback über meine Leistungen einhole. Denn der Computer erkennt nur das, wofür er programmiert wurde. Ein anderer Mensch ist jedoch in der Lage, sich in ein komplexes Arbeitsergebnis auf ganz andere Weise hineinzudenken.

Ich kenne das nur zu gut von der Rechtschreibkorrektur: Irgendwann sehe ich meine Fehler selbst nicht mehr. Aber die Rechtschreibkorrektur sagt, es ist alles in Ordnung – und wenn eine andere Person den Text dann gegenliest, erhalte ich eine Rückmeldung, was sprachlich und inhaltlich im Gesamtzusammenhang doch nicht ganz stimmt oder schlicht unverständlich ist.

Fehler frühzeitig erkennen – und beheben

Reviews sind ein sehr nützliches Mittel, um die Qualität von Arbeitsergebnissen zu bestimmen. Gerade formale Reviews eignen sich hier wunderbar. Dafür nutze ich gerne die Freigabereviews von Arbeitsergebnissen. Außerdem sind nicht zuletzt Fehler, die im Review auffallen, sehr hilfreich. Sie können häufig bedeutend günstiger behoben werden, als wenn diese erst während der Testdurchführung gefunden und ausgemerzt werden. Was ich aus Erfahrungen kenne, ist zudem auch statistisch belegt: Untersuchungen haben gezeigt, dass mit Reviews 85 Prozent der Fehler bei einem Aufwand von 25 Prozent der Arbeit gefunden werden können.

Hinweis

Wenn Sie noch nicht viel Erfahrung mit Reviews haben, machen Sie sich vorab klar, dass sie niemals eine Kritik an einer Person sind. Ein Review ist immer ein Feedback über das geschaffene Ergebnis, es bewertet niemals den Menschen. Es geht ausschließlich um dieses fachliche Ergebnis, das er geschaffen hat.

Wenn ich Ergebnisse eines Kollegen reviewe, behandle ich ihn als Person immer mit Respekt. Außerdem gehe ich mit der Einstellung in so ein Review, dass ein gefundener Fehler jetzt einfacher zu korrigieren ist, als wenn er erst viel später gefunden wird. So macht mir ein Review das Leben in der Regel leichter, bevor ich später den Stress habe, weil in einem Gesamtsystem irgendetwas nicht funktioniert.

Reviews gezielt einsetzen

Zwischenergebnisse absichern – Peer Reviews.

Wir können Reviews nutzen, um in kleinen Schritten Zwischenergebnisse abzusichern. Diese Vorgehensweise kann ich nur sehr empfehlen, denn mit diesem Vorgehen muss niemand plötzlich einen riesigen Wust an Informationen durcharbeiten. Diese Art von Reviews sind sogenannte Peer-Reviews. Ich gebe einfach mein Dokument oder mein Modell oder Ähnliches meinem Kollegen mit der Bitte, sich das Ganze anzuschauen. Er gibt mir ein Feedback zurück, mit dem ich wiederum die Qualität meines Arbeitsergebnisses erhöhen kann.

Ergebnisse freigeben

Ebenso sinnvoll sind Reviews, wenn Ergebnisse freigegeben werden müssen. Das sind eher Reviews, die in einem formaleren Stil und oft auch in einer größeren Runde ablaufen. Es ist sehr hilfreich, mit zuvor gegengelesen Ergebnissen in so ein Review zu gehen – also Peer Reviews vorab gemacht zu haben. Denn die Runde der Ergebnisfreigabe besteht häufig aus den Entwicklungsteams – und da kommt es schnell zu langwierigen Diskussionen.

Prozesse absichern

Schließlich gibt es auch noch die Möglichkeit, durch Reviews Prozesse abzusichern. Diese Assessments oder Audits – beispielsweise ein SPICE-Assessment oder ein Fertigungs-Audit – sind typisch für gewisse Entwicklungsstände eines Projekts. Diese Reviews sind meist sehr formal und häufig sind auch die Reviewer projekt-extern, zum Beispiel Assessoren oder Auditoren.

Auch hier gilt der Grundsatz, dass nicht an den Menschen Kritik geäußert wird, die den aktuellen Prozess entworfen haben oder leben. Vielmehr sollen die Prozessschritte unter die Lupe genommen werden und das Zusammenwirken einzelner Abschnitte beurteilt werden. Das Ergebnis sind Empfehlungen, wie der Ablauf und der Inhalt der Arbeitsergebnisse verbessert werden kann.