Zwischen Innovation und Regulierung: Warum rechtliches Verständnis im Systems Engineering essenziell ist

SE-Prinzip 4 im Fokus: Wie du rechtliche Anforderungen von Anfang an ins Engineering einbaust – und damit technische Rückschläge vermeidest.

Der Balanceakt im Engineering-Alltag

Du kennst das aus der Praxis: Ein neues Kundenprojekt steht an, die technische Lösung ist vielversprechend, das Entwicklungsteam ist motiviert – doch plötzlich sorgt eine gesetzliche Vorschrift für Verzögerung. Oder noch schlimmer: Sie wurde zu spät erkannt, und ein kompletter Entwicklungsschritt muss neu aufgerollt werden.

An diesem Punkt kommt das 4. Prinzip des Systems Engineering (SE) ins Spiel:

„Sowohl die Politik als auch das anwendbare Recht müssen richtig verstanden werden, um die Systementwicklung weder zu stark noch zu wenig einzuschränken.“

SE-Prinzip 3 nach INCOSE

Was bedeutet das konkret?

In der Welt des Systems Engineering bewegen wir uns stets im Spannungsfeld zwischen technologischer Machbarkeit, wirtschaftlicher Realisierbarkeit und rechtlicher Zulässigkeit. Dabei ist das rechtliche Umfeld kein starres Korsett, sondern ein dynamischer Rahmen, den wir im Projekt bewusst berücksichtigen müssen – nicht zu früh, nicht zu spät und nicht zu oberflächlich.

Das Prinzip besagt:
➡️ Wer die rechtlichen Anforderungen nur als notwendiges Übel betrachtet, verschenkt Potenzial.
➡️ Wer sie ignoriert, riskiert Systemversagen oder Marktverlust.

Warum dieses Prinzip gerade im Mittelstand oft unterschätzt wird

Gerade in mittelständischen Unternehmen – insbesondere im Maschinenbau und der Automatisierung – liegt der Fokus naturgemäß auf der Technik. Juristische Fragen werden häufig erst in späten Projektphasen an externe Stellen abgegeben. Doch dadurch verlieren Teams wichtige Steuerungsoptionen. Denn viele Entscheidungen, die in der frühen Konzeptions- und Architekturphase getroffen werden, lassen sich später nicht mehr ohne großen Aufwand korrigieren – wenn überhaupt.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Ein Maschinenhersteller entwickelt eine neue Prüfanlage für den Export in die USA. Erst im letzten Drittel der Entwicklung fällt auf, dass das Design nicht mit den UL-Sicherheitsnormen konform ist. Die Anpassung kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Vertrauen beim Kunden.

Systems Engineering als Brücke zwischen Recht und Technik

Gutes SE bedeutet, Regulierung als Designelement zu begreifen – nicht als Störfaktor. Das gelingt nur, wenn rechtliche Rahmenbedingungen frühzeitig analysiert, fachlich übersetzt und in Systementscheidungen integriert werden.

Konkret heißt das für dich als Projektleitenden:

  • Rechtliche Anforderungen systematisch erfassen: Nicht nur CE- oder Produkthaftung, sondern auch Datenschutz, Exportkontrollen oder branchenspezifische Richtlinien (z. B. Maschinenverordnung, funktionale Sicherheit).

  • Stakeholder einbeziehen: Die Rechtsabteilung ist nicht der letzte Prüfer, sondern ein aktiver Teil des Systemteams.

  • Traceability sicherstellen: Nachvollziehbarkeit, wie rechtliche Anforderungen in technische Lösungen umgesetzt wurden, ist auch dokumentarisch relevant – z. B. bei Audits oder Zertifizierungen.

Fazit: Recht verstehen, ohne die Innovation zu hemmen

Das vierte Prinzip des Systems Engineering erinnert uns daran, dass technische Exzellenz alleine nicht genügt. Systemlösungen müssen auch im regulatorischen Umfeld Bestand haben – und genau das ist kein Hindernis, sondern Teil der Ingenieurskunst.

Je früher du dieses Verständnis in deine Projekte integrierst, desto robuster, marktfähiger und nachhaltiger werden deine Systemlösungen.

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