Systems Engineering und der Blick über den Tellerrand: Warum Dein System mehr als nur Technik ist
SE-Prinzip 3 im Fokus: Wechselwirkungen mit Ressourcen und externen Faktoren
„Das reale System ist die perfekte Repräsentation des Systems.“
SE-Prinzip 5 nach INCOSE
Dieser scheinbar einfache Satz aus dem fünften SE-Prinzip hat es in sich. Er stellt klar: Ganz gleich, wie viele Modelle, Pläne, Simulationen oder Zeichnungen du in deinem Projekt erzeugst – am Ende zählt nur eines: das tatsächlich realisierte System.
Was meint das Prinzip konkret?
Im Laufe eines Entwicklungsprojekts entstehen viele Artefakte: Lastenhefte, technische Zeichnungen, SysML-Diagramme, Software-Modelle, CAD-Designs, Testpläne usw. Diese Repräsentationen sind notwendig, um die Systemlösung zu beschreiben, zu planen und zu analysieren. Aber sie sind alle nur Annäherungen.
Das fünfte SE-Prinzip erinnert uns daran, dass nur das physisch realisierte System – also das Produkt, das letztlich in Betrieb geht – den wahren Maßstab für Erfolg darstellt. Es zeigt ungeschönt, ob alles zusammenpasst, funktioniert und den Stakeholder-Bedarf tatsächlich erfüllt.
Warum ist das für Dich als Projektleiterin oder Produktmanagerin relevant?
In der Praxis ist es verlockend, sich auf Modelle und Pläne zu verlassen. Sie vermitteln eine gewisse Sicherheit. Doch zu oft zeigt sich: Was auf dem Papier stimmig war, funktioniert im Feld nicht wie erwartet. Ein Sensor hat plötzlich Störeffekte durch EMV, eine Baugruppe kollidiert beim Zusammenbau, oder eine Steuerlogik reagiert nicht robust genug im realen Betrieb.
Wenn Du mit Systems Engineering arbeitest, solltest Du deshalb immer im Hinterkopf behalten:
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Verifiziere kontinuierlich am realen System.
Prototypen, Vorserien, HIL-Tests oder Rapid Prototyping helfen, frühzeitig Realität ins Projekt zu holen. -
Betrachte das reale Verhalten als Maßstab.
Funktionalität, Performance, Zuverlässigkeit – sie lassen sich nur im Zusammenspiel aller Systemelemente unter realen Bedingungen sicher bewerten. -
Reduziere Modellgläubigkeit.
Modelle sind Werkzeuge, keine Wahrheiten. Sie können blenden, wenn Du sie über das reale Verhalten stellst.
Lessons Learned aus der Praxis
In vielen mittelständischen Entwicklungsprojekten sehen wir: Wer das reale System frühzeitig berücksichtigt – etwa durch schnelle Mockups, Versuchsaufbauten oder regelmäßige Integrationstests –, reduziert Risiken erheblich. Probleme, die sonst erst im Feld auftreten würden, lassen sich oft mit geringem Aufwand in frühen Phasen identifizieren und beheben.
Ein gutes Beispiel ist die Einführung von System Integration Reviews: Kleine, regelmäßig wiederholte Tests mit echten Komponenten. Sie sind oft aufwändiger als reine Softwaretests, liefern aber die entscheidenden Hinweise auf Systemgrenzen und Wechselwirkungen.
Fazit
Das fünfte Prinzip des Systems Engineerings mahnt zu Pragmatismus: Am Ende zählt nicht, wie gut dein Systemmodell aussieht – sondern wie gut dein reales System funktioniert.
Wer das frühzeitig verinnerlicht, trifft bessere Entscheidungen, plant realistischer und erhöht die Chance auf ein robustes, markttaugliches Produkt.
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In meinem SE-Mentoring zeige ich Dir, wie Du Prinzipien wie dieses gezielt im Projektalltag nutzt, um technische Risiken zu minimieren und Deine Systemlösungen sicher ans Ziel zu bringen.