Stolpersteine bei der Erstellung eines Lastenheftes – Teil I

Bei der Erstellung eines Lastenheftes gibt es immer wieder Hürden, die dazu führen, dass ein Lastenheft nie fertig wird. In diesem zweiteiligen Artikel gehe ich auf die drei typischen Stolpersteine ein, die ich in der Praxis immer wieder vorfinde.

1. Die falsche Person ist verantwortlich

Endlich ist die Entscheidung gefallen: Für das Projekt soll ein Lastenheft erstellt werden. Dann wird geklärt, wer das Lastenheft schreiben soll – und zwar möglichst sofort, denn jetzt muss es plötzlich ganz schnell gehen: Das Lastenheft soll am besten gestern fertig sein und eine dafür verantwortliche Person wird gebraucht – also wird oft voreilig entschieden:

Derjenige, der nicht schnell genug einen Schritt nach hinten gemacht hat, wird ausgewählt. So bekommt nicht derjenige die Aufgabe, der die entsprechende Qualifikation dazu hat, sondern der, der sozusagen zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Was ist das Problem daran?

Wenn ich nicht die Qualifikation habe und damit auch nicht die Erfahrung, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich die Aufgabe vor mir herschiebe. Das führt häufig dazu, dass viel zu spät begonnen wird, das Lastenheft zu schreiben.

Irgendwann folgt dann die Erkenntnis, dass immer noch kein Lastenheft vorliegt. Also muss alles noch schneller gehen – und das Lastenheft wird irgendwie zusammengeschrieben. Da Zeit, Lust und Fähigkeit fehlen, ist es in dieser Situation kaum möglich, ein wirklich vernünftiges Lastenheft zu erstellen.

Was ist die Lösung?

Suche in deinem Unternehmen oder Projekt die Person heraus, die sich wirklich mit Begeisterung um ein Lastenheft kümmern wird. Lass dir Zeit bei dieser Suche: Es macht wenig Sinn, den erstbesten anstatt den allerbesten für diese Aufgabe zu finden.

2. Es wird zu kompliziert gestartet

Man will doch ein Lastenheft für ein komplexes System schreiben, also muss man mit dem Naheliegenden beginnen und sämtliche Dokumente zusammensuchen, die man in die Finger kriegen kann.

Dann wird sich durch all diese Dokumente gewühlt, um einen Überblick zu bekommen – nur um anschließend festzustellen, dass man keine Ahnung hat, was man mit dem „Ergebnis“ anfangen soll.

Also sucht man Beispiele und Vorlagen aus anderen Projekten, denn vielleicht findet man dort die richtigen Hinweise, wie ein Lastenheft aussehen soll. Und so vergeht die Zeit …

Was ist das Problem daran?

Bei dieser Vorgehensweise, die ich häufig in Projekten sehe, stürzen sich die Teammitglieder direkt in alle gefundenen Dokumente und versuchen, diese zu analysieren. Je weiter sie sich in die Tiefe bohren, umso mehr verlieren sie den Blick für das große Ganze. So vergeht viel Zeit, während ein wirkliches Ergebnis ausbleibt.

Was ist die Lösung?

Zunächst einmal muss sich das gesamte Projekt den richtigen Überblick verschaffen. Dabei hilft zum Beispiel das „System Footprint“: Mit dieser Visualisierung bekommen alle einen Überblick darüber, was überhaupt in ein Lastenheft hinein soll. Jetzt erst kann man den nächsten Schritt gehen und aus den vorliegenden Dokumenten das heraussuchen, was wirklich notwendig ist.

Den dritten Stolperstein bei der Erstellung eines Lastenheftes – fehlende Rückmeldungen – und meine Lösungsansätze dazu erläutere ich im nächsten Beitrag.