Systeme verändern sich – und die Bedürfnisse der Stakeholder auch
SE-Prinzip 7 im Fokus: Warum Systems Engineering flexibel bleiben muss, um dauerhaft tragfähige Lösungen zu schaffen
In der Welt des Maschinen- und Anlagenbaus sowie der industriellen Automatisierung wissen wir: Ein Projekt ist niemals vollständig statisch. Anforderungen ändern sich – mal schleichend, mal abrupt. Neue regulatorische Rahmenbedingungen, veränderte Marktbedingungen oder technologische Entwicklungen können dazu führen, dass sich der ursprüngliche Bedarf der Stakeholder verändert. Genau darum widmet das Systems Engineering dem Thema der Veränderlichkeit ein eigenes Prinzip –
“SE-Prinzip 7: Die Stakeholder-Bedarfe können sich im Laufe des gesamten Systemlebenszyklus ändern.”
SE-Prinzip 7 nach INCOSE
Doch was bedeutet das für Dich als Projektleiter oder Produktmanager im Mittelstand? Wie kannst Du diesem Prinzip in der Praxis gerecht werden, ohne ständig das Gefühl zu haben, das Projekt gerät aus dem Ruder?
Stakeholder-Bedarfe: ein bewegliches Ziel
Stakeholder-Bedarfe sind mehr als eine simple Anforderungsliste am Anfang eines Projekts. Sie spiegeln Wünsche, Erwartungen und betriebliche Zwänge wider – und diese unterliegen nun mal einem ständigen Wandel. Oft passiert das, während ein System entwickelt oder eingeführt wird.
Ein typisches Beispiel: Dein Team arbeitet an einer neuen Automatisierungslösung für eine Produktionslinie. Während der Entwicklung wechselt ein wichtiger Lieferant seine Komponentenstrategie, was dazu führt, dass Eure ursprünglich geplante Schnittstelle nicht mehr passt. Gleichzeitig verlangt der Vertrieb plötzlich eine erweiterte Funktionalität, um einen neuen Zielkunden zu gewinnen.
Diese Dynamik ist kein Ausnahmefall – sie ist der Normalzustand komplexer Systeme. Deshalb betont das siebte Prinzip des SE, dass Veränderungen an den Stakeholder-Bedürfnissen während des gesamten Lebenszyklus eines Systems zu erwarten sind – und systematisch berücksichtigt werden müssen.
Flexibilität statt Starrheit – ein Kernelement des Systems Engineering
Die Kunst liegt also darin, Strukturen zu schaffen, die veränderungsfähig sind, ohne die Projektziele permanent zu gefährden. Systems Engineering bietet Dir genau dafür den Werkzeugkasten:
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Kontinuierliches Anforderungsmanagement: Anforderungen sind kein Einmal-Dokument. Sie müssen kontinuierlich überprüft, priorisiert und angepasst werden – in enger Abstimmung mit den Stakeholdern.
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Lebenszyklus-orientiertes Denken: Vom ersten Konzept bis zur Außerbetriebnahme des Systems – überall können sich Bedarfe verschieben. Deshalb hilft Dir SE, frühzeitig Szenarien zu denken, die auch spätere Änderungen ermöglichen.
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Traceability: Wenn Du Anforderungen, Architekturentscheidungen und Systemfunktionen lückenlos nachvollziehbar machst, fällt es Dir leichter, die Auswirkungen von Änderungen zu bewerten und gezielt umzusetzen.
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Agile Elemente einbinden: Gerade in mittleren Unternehmen des Maschinenbaus kann es sinnvoll sein, klassische SE-Methodik mit agilen Elementen zu verbinden – zum Beispiel durch iterative Entwicklungsschritte oder regelmäßige Stakeholder-Reviews.
Vom Problem zur Haltung: Akzeptanz für Wandel fördern
Vielleicht ist der wichtigste Schritt aber ein kultureller: Stakeholder-Bedarfe dürfen sich ändern – und das ist kein Scheitern, sondern Ausdruck von Lernen, Weiterentwicklung und Realismus. Als Projektleiter profitierst Du davon, wenn Du in Deinem Team und Deinem Unternehmen eine offene Haltung gegenüber dieser Veränderlichkeit etablierst.
Denn letztlich ist es das Ziel des Systems Engineerings, nicht ein statisches, sondern ein lebensfähiges System zu schaffen – eines, das auch morgen noch relevant, nützlich und wirtschaftlich ist. Und dafür müssen wir lernen, Wandel nicht nur zu managen, sondern vorausschauend zu gestalten.
Du möchtest lernen, wie Du mit Veränderungen im Projekt souverän umgehst und Dein Team sicher durch komplexe Anforderungen führst?
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