Agiles Vorgehen bei der Erstellung eines Lastenheftes – Teil III
Hier könnt ihr den ersten und den zweiten Teil lesen!
Phase IV: Reviews & Freigabe
In der vierten Phase geht es um das finale Review und die Freigabe: Mit der 0.8-Version gehen wir mit dem gesamten Projekt noch einmal in ein Peer-Review, das heißt: Alle bekommen jetzt wirklich alles.
Reviews
Vorher erhielten manche nur Ausschnitte, weil anderes für sie einfach nicht relevant war. Mit dem 0.8-Release aber gibt es nun ein einziges Dokument, das von allen noch einmal in Form des Peer-Reviews durchzugehen und zu kommentieren ist.
Häufig kommt noch sehr viel an Information und an Zusätzen zurück, daraus machen wir dann den 0.9-Release. Mit diesem gehen wir in einen moderierten Review-Workshop: Wir treffen uns alle gemeinsam vor Ort und gehen noch einmal alles durch.
Das Charmante an dieser Phase ist, dass alle den Release inhaltlich kennen und Ihre Anmerkungen schon im Vorfeld gemacht haben. Somit – und das ist meine Erfahrung wie auch meine verfolgte Strategie – ist hier schon fast alles geklärt.
Findings vs. Fehler
Die Kleinigkeiten und Formulierungen, die noch nicht ganz perfekt sind, sind unproblematisch, denn es sind Findings bzw. Auffälligkeiten und werden natürlich auch dokumentiert – aber es sind keine Fehler.
Für diese Dokumentation setze ich eine Review-Checkliste ein, in der wir Folgendes festhalten: Was ist aufgefallen? Wie schwerwiegend schätzen wir es ein? Ist es dramatisch, also „major“, oder weniger kritisch und daher „minor“? Oder ist es einfach nur eine Rückfrage?
Dies stellt für uns die Basis zur Freigabe dar: Wenn wir keine Major-Aspekte haben, sondern nur ein paar Minor-Punkte, kann durchaus die Freigabe erfolgen. Wenn es Major-Punkte gibt, müssen diese zuvor abgestellt werden.
Bei den Minor-Findings ist es bei der Dokumentation sehr wichtig, direkt eine Empfehlung zu geben, wie diese Auffälligkeiten zu ändern sind. Denn in der Regel gehen wir nach dem moderierten Review-Workshop alle wieder zurück an unsere Arbeit – und nicht immer ist die allererste Aufgabe, diese Punkte abzustellen.
Es kann also auch ein paar Tage dauern, bis daran gearbeitet wird. Mit der Dokumentation kann aber jeder sehr gut nachvollziehen, was das Problem war und wie die Empfehlung lautete, das anzupassen.
Der 1.0-Release
Wenn all das passiert ist, also die Review-Checkliste mit allen Findings durchgegangen und alles erledigt worden ist, folgt automatisch der 1.0-Release.
Denn – und das ist das Schöne daran – wir haben jetzt eine Dokumentation, ein Lastenheft, das Review-Protokoll und die Dokumentation über die Abstellung aller Auffälligkeiten beim finalen Review auf 0.9-Basis.
ALLE haben ihr „Go“ gegeben und wir brauchen für diese 1.0-Version entsprechend keine weiteren Unterschriften. Zudem können wir mit 1.0 und dem Review-Protokoll jederzeit alles nachweisen. Das hat bei B. Braun wunderbar funktioniert, auch im offiziellen Vorstellungsmeeting mit dem obersten Top-Management.
Auf dieser Basis folgten zudem u.a. die Aufwandsschätzungen für die zukünftige Entwicklung – denn mit der Erstellung eines Lastenheftes können wir auch diese viel besser unterstützen.